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Fachkräftesicherung im Fokus: Breite Einbindung und aktuelle Daten als Schlüssel zum Erfolg

Im Interview berichten die Koordinatoren des Programms “Bildungskommunen” im Kreis Warendorf, Sven Kluge und Sven Walter, über den Start der Förderphase, welche Aufgaben zuerst angepackt wurden und welche Ziele im Mittelpunkt stehen. Besonders wichtig: die Fachkräftesicherung, vor allem in den Sozial- und Erziehungsberufen, um den Herausforderungen des demografischen Wandels zu begegnen. Sie berichten, wie durch Zusammenarbeit, Leitbildentwicklung und kreative Ansätze neue Wege für die Bildungs- und Arbeitswelt im Kreis geschaffen werden sollen.

Im April 2024 fiel der Startschuss für das Programm “Bildungskommunen” im Kreis Warendorf. Wie sind Sie in die Förderphase gestartet, und welche Aufgaben wurden als erstes angegangen?

Gestartet sind wir als Koordinatoren in den Strukturen des seit 2008 etablierten Regionalen Bildungsnetzwerks im April bzw. Juli 2024, seitdem ist das ‚Team Bildungskommune‘ vor Ort komplett. Anfangs stand die Einarbeitung in die Ziele und Module des Programms sowie dessen Präsentation in vorhandenen Netzwerken der Bildungsarbeit im Mittelpunkt. Die Einbindung in die gewachsenen Netzwerke ermöglicht es, gemeinschaftlich bedarfsgerechte Lösungen für die komplexen Herausforderungen zu erarbeiten und die vorhandenen Ressourcen besonders effizient einzusetzen.

Hierbei wurde der vom Kreis Warendorf gewählte Schwerpunkt Fachkräftesicherung/Bildung im Strukturwandel unter Berücksichtigung einschlägiger Analysen von der Bundes- bis hin zur Kreisebene, von relevanten Schnittstellen (etwa zum Programm KAoA) und Leitlinien aus dem für uns richtungsweisenden Kreisentwicklungsprogramm 2030plus noch einmal konkretisiert. Als zielführend hat sich – gerade mit Blick auf die elementare Auswirkung auf andere Berufsgruppen, die Dimension der Persönlichkeitsentwicklung entlang der Bildungskette und den Faktor der Standortattraktivität – eine Fokussierung auf das Feld der Sozial- und Erziehungsberufe erwiesen. Diese soll dann schrittweise auf andere Berufsgruppen ausgeweitet werden.

Von dieser Basis aus wurden im Jahresverlauf interne und externe Vernetzungen in zentralen Arbeitskreisen und Gremien vorangetrieben. Mit einigen besonders wichtigen Kooperationspartnern wie der Agentur für Arbeit, dem kommunalen Jobcenter und Trägern im Feld der Erwachsenenbildung haben zudem Austauschgespräche stattgefunden. Parallel hierzu wurden weitere aktuelle Daten und Studien zur Fachkräftethematik eingeholt und ausgewertet. Auf diesen Wegen wurden Grundlagen für die Umsetzung des Programms geschaffen, die auch für die Vorbereitung unserer Auftaktveranstaltung hilfreich waren.


Im Dezember fand die erste Auftaktveranstaltung mit verschiedenen Akteuren statt. Im Mittelpunkt standen die Entwicklung eines Leitbildes sowie die Sicherung von Fachkräften in der Region. Welches Ziel verfolgten Sie bei der Konzeption dieser Veranstaltung? Und welche Akteure sind für das Thema Fachkräftesicherung zentral und sollten unbedingt eingebunden werden?

Bei der Planung und Durchführung dieser Tagesveranstaltung wurden verschiedene Ziele miteinander verknüpft: Öffentlichkeitswirksame Informationen zum Programm “Bildungskommunen”, die inhaltliche Einbindung von relevanten Personen und Institutionen und das mit diesem Ziel verknüpfte Vorhaben der Entwicklung einer gemeinsamen Grundhaltung und eines verbindlichen Leitbilds, an dem wir uns bei der Umsetzung des Programms wie an einem Kompass orientieren können. Neben dem Amt für Jugend und Bildung haben an diesem partizipativen Prozess Vertreterinnen und Vertreter der kreisangehörigen Städte und Gemeinden, Mitglieder des Lenkungskreises des Regionalen Bildungsnetzwerks, Vertreterinnen und Vertreter der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster, der Regionalagentur Münsterland und der Kammern, Träger aus der gesamten Bildungslandschaft und Freie Träger der Jugendhilfe, ehrenamtliche Initiativen sowie Schnittstellenpartner aus der Bezirksregierung Münster und der Kreisverwaltung mitgewirkt. Auch die REAB NRW war intensiv beteiligt (siehe hierzu Bundesprogramm Bildungskommunen erfolgreich im Kreis Warendorf gestartet | REAB NRW).

Dank dieser Form der zugleich breiten und gezielten Einbindung sowie der Präsentation von aktuellen Daten zur Fachkräftesituation im Kreis ist es gelungen, die Relevanz des Themenschwerpunkts der Fachkräftesicherung aus einer multiperspektivischen Sicht greifbar zu machen. Ebenso wurde verdeutlicht, dass Formen der vernetzten Strategie- und Maßnahmenentwicklung für eine erfolgversprechende Bearbeitung dieser Thematik unverzichtbar sind. Genau diese Punkte wurden im Verlauf der Veranstaltung von den Beteiligten herausgearbeitet und dokumentiert.


Welche Ergebnisse nehmen Sie aus diesem Auftakt mit und wie wird der begonnene Prozess weitergeführt?

Besonders wichtig für uns sind die erarbeiteten Themenschwerpunkte, die bereits mit konkreten Aufträgen an das Programm verbunden sind. Prioritäten wurden hierbei in den folgenden Bereichen gesetzt: 

  • mit Bezug auf das Ziel einer weiteren Verbesserung der digitalen Sichtbarkeit unserer gesamten Bildungslandschaft (Daten, Angebote, Akteure), möglichst ‚aus einer Hand‘ mit allen relevanten Informationen und Zugängen,

  • im Hinblick auf die Aufgabe der nachhaltigen Bindung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – innerhalb des jeweiligen Berufsfelds und im Rahmen der Ausbildung/Qualifizierung,

  • der Förderung der sozialen Teilhabe und Lebensweltorientierung als wichtige Säulen und Voraussetzungen für eine gute berufliche Integration (z.B. mit Blick auf die Ansprache und Gewinnung von neuen Zielgruppen),

  • die Verbesserung bzw. Erleichterung der Anerkennung von (Vor-)Qualifikationen und die Entwicklung bedarfsgerechter neuer und praxisintegrierter Qualifizierungswege.

In allen genannten Bereichen wurden bereits perspektivische Leitziele, Jahresziele und zeitnahe Maßnahmenvorschläge (z.B. Bedarfs-/Bestandsanalysen, Formen der Weiterbearbeitung in unterschiedlichen Formaten, Entwicklung von Konzeptideen) formuliert. Dieser Fahrplan liegt der weiteren Prozessplanung zugrunde, so dass die Themenbereiche unter der weiteren Einbeziehung relevanter Akteure und interessierter Bürgerinnen und Bürgern systematisch bearbeitet werden können.


Welche Herausforderungen sieht der Kreis Warendorf im Bereich Fachkräftesicherung und wie kann das Programm Bildungskommunen gezielt darauf reagieren?

Auch der Kreis Warendorf ist von den Folgen des demografischen Wandels betroffen. Eine Reihe von Berufsfeldern gehört laut den aktuellen Daten der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster zu den sogenannten Engpassberufen. Dies gilt gerade für das zunächst im Mittelpunkt stehende Spektrum der Sozial- und Erziehungsberufe, denen in mehrerlei Hinsicht eine Schlüsselbedeutung zukommt. Ein attraktives Angebot in den Bereichen der frühen Bildung, der schulischen Bildung, der Weiterbildung und den Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit ist zum einen ein wesentlicher Faktor zur Sicherung und Steigerung der Standortattraktivität unseres Kreises. Sodann konzentrieren sich diese Berufe entlang der Bildungskette auf die Dimension der Persönlichkeitsentwicklung, zu der als integraler Baustein die berufliche Orientierung gehört – das wichtige Thema der Passung zwischen Person und Beruf stellte sich im Kontext der Auftaktveranstaltung als Querschnittsthema heraus. Schließlich bestehen in diesem Feld insbesondere im Hinblick auf den ab dem Jahr 2026 geltenden OGS-Rechtsanspruch Handlungsanforderungen, die wir möglichst frühzeitig angehen wollen.


Was möchten Sie bis zum Ende des Förderzeitraums unbedingt realisieren?

Wir möchten im Förderzeitraum unbedingt ein fortlaufendes sozialräumlich differenziertes Monitoring von Bildungsdaten als Grundlage für ein datenbasiertes Bildungsmanagement im Kreis Warendorf etablieren, um Handelnde in der Bildungspolitik und die Öffentlichkeit gezielt zu Fragen der Bildungslandschaft zu informieren und Handlungsbedarfe sichtbar zu machen. Darüber hinaus wollen wir mit unseren Netzwerkpartnerinnen und -partnern eine gemeinsame, zukunftsweisende Fachkräftestrategie für den Kreis Warendorf entwickeln. Ein wichtiges Element wird hierbei die Planung und Umsetzung neuer Angebote im Bereich von Ausbildung und Qualifizierung sein.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

 

Kreis Warendorf

Der Kreis Warendorf liegt im Münsterland im Regierungsbezirk Münster im Norden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Einwohner:innenzahl:
283.295 (31. Dezember 2023)

Regierungsbezirk:
Münster

Bildungskommune seit:
April 2024

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