Die Fachstelle FaBERID ist eine von fünf Fachstellen im Fachnetzwerk für kommunales Bildungsmanagement. Träger ist die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS). Die REAB NRW sprach mit Katja Geerdes, der stellvertretenden Programmleitung der FaBERID, über die Ausgestaltung der einzelnen Themenschwerpunkte, den Raumbegriff und welche kommunalen Herausforderungen in der Demokratiebildung zu sehen sind.
1. Die Arbeit der Fachstelle FaBERID umfasst die Themenschwerpunkte Räume für Bildung, Integration und Demokratiebildung. Welchen Mehrwert bietet die Verbindung der einzelnen Themen für die Arbeit im Fachnetzwerk?
Die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen, die die Fachstelle mit ihrer Arbeit adressiert, sind zunehmend miteinander verflochten. Verfestigte Armut, Digitalisierung, Zuwanderung, Fachkräftemangel, der Rechtsanspruch auf Ganztag und steigendes Misstrauen in demokratische Institutionen – all diese und weitere Themen erfordern neue, integrierte Ansätze. Traditionelle Verwaltungsstrukturen stoßen hier oft an ihre Grenzen. Und da setzen wir an: Wir stärken die Handlungsfähigkeit von Kommunen, indem wir als praxisnahe Unterstützungsinstanz agieren. Wir verstehen uns als Scharnier zwischen Wissenschaft und Praxis sowie zwischen den einzelnen Themenfeldern. Auf diese Weise können wir gemeinsam Synergien nutzen und praxisorientierte Lösungen entwickeln.
Dabei betrachten wir die drei Schwerpunkte sowohl einzeln für sich als auch in ihren Schnittstellen. Durch die Kooperation mit anderen Fachstellen und den Austausch mit den REABs im Netzwerk fördern wir gegenseitiges Lernen und stärken die Innovationskraft der Kommunen. Ein Beispiel ist unsere Veranstaltung im Februar 2025 zur Bedeutung von Bibliotheken als Orte der Begegnung, Integration und Teilhabe (hier geht es zur Anmeldung). Hier kooperieren wir mit der "Fachstelle Kulturelle Bildung", um einen multiperspektivischen Blick auf das Thema zu ermöglichen und die Teilnehmenden durch Beispiele guter Praxis zu inspirieren.
2. Unter den Schwerpunkten Demokratiebildung und Integration können sich bestimmt viele Akteure etwas vorstellen. Was verbirgt sich aber konkret hinter dem Schwerpunkt „Räume für Bildung“? Was kann man sich hierunter vorstellen und welche Angebote bietet die Fachstelle an?
Der Wohnort und die Verfügbarkeit von Bildungsangeboten prägen das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen ebenso wie das lebenslange Lernen. Unter "Räume für Bildung" verstehen wir mehr als bauliche Infrastruktur wie Klassenzimmer oder Bibliotheken. Wir betrachten auch, wie Menschen Räume gestalten und sich aneignen – durch planerische Prozesse oder alltägliche Nutzung. Wir verstehen darunter auch Frei- oder Gelegenheitsräume, in denen Bildung zielungebunden stattfinden kann, wie zum Beispiel ein Stadtpark, Begegnungszentren oder die Volkshochschule und vieles andere mehr.
Quantitativ wie qualitativ angemessene analoge und digitale Räume sind die Grundlage, um kommunale Bildungslandschaften weiterzuentwickeln sowie die Teilhabe und den Zugang zu Bildungsangeboten zu erhöhen. Aus unseren Vorerfahrungen als Transferagentur für Großstädte wissen wir, dass es hierfür die systematische Zusammenarbeit zwischen dem datenbasierten kommunalen Bildungsmanagement (DKBM) und Raumentwicklung braucht. Hieran setzen wir auch als Fachstelle an: wohlwissend, dass urbane und ländlich geprägte Kommunen vor unterschiedlichen Herausforderungen stehen.
In unseren Angeboten behandeln wir Themen wie die Mehrfachnutzung bestehender Räume oder mobile Dritte Orte, die im ländlich geprägten Raum Teilhabe und informelles Lernen fördern. Ergänzend dazu erstellen wir Publikationen, zum Beispiel eine Handreichung, wie das DKBM die Umsetzung von Säule 1 im Startchancen-Programm unterstützen kann.
3. Ist unsere Demokratie in Gefahr? Diese Frage wird derzeit auf vielen unterschiedlichen Ebenen diskutiert. Wie greift eure Arbeit diese Frage auf, bzw. auf welche Erfahrungen könnt ihr zurückgreifen? Wie kann aus eurer Sicht Demokratiebildung gut in den Kommunen verankert werden?
Auch wir in der FaBERID diskutieren die Frage, ob unsere Demokratie in Gefahr ist. Aus unserer Sicht kommt es darauf an, Demokratie vor Ort erlebbar und greifbar zu machen. Kommunen spielen dabei eine Schlüsselrolle, denn hier können Menschen Demokratie und das gesellschaftliche Zusammenleben direkt mitgestalten. Allerdings sind dafür die richtigen Rahmenbedingungen entscheidend. Das DKBM kann ein wertvolles Instrument sein, um Räume für Demokratiebildung zu schaffen, Angebote zu koordinieren oder Beteiligung zu fördern. Kommunen können selbst auch das Vertrauen in die Demokratie und die Handlungsfähigkeit des Staates stärken – durch transparente Kommunikation etwa. Um Demokratiebildung gut in Kommune zu verankern, bieten sich insbesondere die Bereiche Beteiligung, Ganztag, Sozialraumorientierung und gesellschaftlicher Zusammenhalt an.
Wir beobachten, dass Demokratiebildung in vielen Kommunen an Bedeutung gewinnt und dabei sehr unterschiedlich umgesetzt wird – von Einzelmaßnahmen bis hin zu langfristigen Strategien. Mit unserer Arbeit möchten wir die besondere Rolle der Kommunen hervorheben und zeigen, wie das DKBM konkret unterstützen kann. Kürzlich haben sich in unserer „Kommunalwerkstatt“ rund 20 Kommunen über ihre Ansätze ausgetauscht. Da wurde deutlich, es gibt in der Praxis viele gute Beispiele, das Thema anzugehen.
Vielen Dank für das Gespräch!
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